Leider wird in der heutigen Ausgabe der Fränkischen Nachrichten nicht über die Reden der jeweiligen Kandidaten berichtet, sondern nur auf die Antworten zu den 10 Bürgerfragen eingegangen. Daraufhin haben mich heute einige Bürgerinnen und Bürger hingewiesen. Selbstverständlich kann ich dem Wunsch nachkommen, meine Rede von derKandidatenvorstellung am vergangenen Montag hier online zu stellen:
Rede zur Kandidatenvorstellung im Rahmen der Bürgermeisterwahl in TBB am 24. Juni 2019
Guten Abend liebe „Bischemer“,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
was für eine großartige Kulisse! Die Stadthalle ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Leider haben viele Mitbürgerinnen und Mitbürger hier keinen Platz mehr gefunden, darum auch ganz herzliche Grüße in die Grünewaldhalle!
Die Redezeit heute Abend ist knapp. Darum will ich nicht lange um den heißen Brei herumreden.
Mein Name ist Anette Schmidt. Ich bin echte Tauberbischofsheimerin. 1966 hier geboren, aufgewachsen und heute zusammen mit meinen drei Kindern in der Mühlgasse zu Hause. 2015 wurde ich mit 97 Prozent der Stimmen in Großrinderfeld zur Bürgermeisterin gewählt. Ich bin Diplom-Verwaltungswirtin, habe als Kämmerin, Standesbeamtin, Grundbuchamtsleiterin und Kindergartengeschäftsführerin gearbeitet und kenne aus meiner Zeit in der Kommunalaufsicht beim Kreis und dem Regierungspräsidium auch die übergeordneten Ebenen einer Kommune.
Meine Damen und Herren, eine Stadt besteht auf den ersten Blick aus Gebäuden, Straßen, Kindergärten, Schulen, Sport- und Stadthalle, Freibädern, …. das ist das Sichtbare. Das sind die Themen, die in der Regel im Gemeinderat diskutiert werden und von denen Sie in der Zeitung lesen. Der Kern und das Potential einer Stadt aber sind ihre Menschen. Jeder einzelne von Ihnen, Sie alle …. wir alle! Sie mit ihrem Wissen, mit ihren Fähigkeiten, mit ihren Ideen und Visionen, und ihrer Bereitschaft, sich zu engagieren – mit ihrer Erfahrung oder ihrem jugendlichen Tatendrang – Sie machen eine Stadt erst wirklich aus! Die Summe all dieser Qualitäten ergibt das Potenzial, das eine Stadt entfalten kann. Und das ist immens!
Die Aufgabe eines Bürgermeisters / einer Bürgermeisterin besteht darin, diesen Schatz zu heben: die Potenziale zu erkennen, Engagement und Leistungsbereitschaft zu stärken und zu fördern, Menschen zusammen zu bringen, zu motivieren, zu begeistern, Brücken zu bauen und Türen zu öffnen.
Ich bin in den letzten Jahren und erst recht nach Abgabe meiner Bewerbung vielen Menschen in Tauberbischofsheim begegnet, deren Potentiale leider nicht abgerufen wurden: Engagierte junge Unternehmer, die Arbeitsplätze schaffen wollten und wochenlang auf Antworten warteten, Menschen mit Ideen und Visionen, die keine Unterstützung erfahren haben und sich nicht ernst genommen fühlten.
Man muss nicht jeden Freitagvormittag auf dem Markt stehen, um das Ohr am Bürger zu haben. Aber man muss spüren, wo Menschen, die etwas bewegen wollen, Unterstützung brauchen. Und dafür muss man dialogbereit und kommunikativ sein. Und zwar nicht abwartend im Bürgermeisterbüro, sondern draußen bei den Menschen – in ihren Vereinen, Treffpunkten, in ihren Firmen, auf den Baustellen — man muss auf die Menschen zu gehen und ihren zuhören.
Genau das wurde in den vergangenen Jahren immer mehr vermisst. Das haben Sie mir in vielen Gesprächen berichtet. Und das hat mich motiviert, mich hier in meiner Heimatstadt zu bewerben: weil ich mir zutraue, genau diese wichtigen Impulse zu setzen. Das habe ich im Laufe meines Lebens als Mutter, als Bürgermeisterin, als Kämmerin, als Geschäftsführerin für Kindergärten und als Trainerin gelernt…
Auf uns kommt eine neue Zeit zu. Politik verändert sich. fridays-for-future hat eine große Welle in Bewegung gesetzt. Eine Welle, die vielleicht schon lange überfällig war. Die Bürgerinnen und Bürger interessieren sich wieder für Politik. Wahlbeteiligungen gehen wieder nach oben. Auch in unserer Stadt war Politik – Kommunalpolitik in den letzten Wochen ein Gesprächsthema, die Zukunft unserer Stadt interessiert Sie! Das ist super!
Von der großen Politik, aber auch von der „kleinen“ Kommunalpolitik wird heute mehr erwartet, als smarte Aussagen in Hochglanzprospekten. Mehr als ein bisschen Bürgerbeteiligung durch öffentliche Gemeinderatssitzungen. Dabei kommt es nicht auf Patenrezepte an. Was zählt ist der Wille, die Bereitschaft, etwas zu bewegen, etwas zuzulassen, etwas zu riskieren, es einmal anders zu machen und andere Blickwinkel einzunehmen. Nicht alles muss man dazu auf den Kopf stellen, aber man darf den Kopfstand auch nicht von vornherein ausschließen.
Ich will mich gerne mit dieser großartigen Stadt und ihren Menschen auf den Weg machen, um unsere Angelegenheiten gemeinsam neu zu denken und – am Ende auch umzusetzen! Das beginnt damit, dass wir alle an einen Tisch müssen.
Zum Beispiel in der Innenstadtentwicklung: Wir wünschen uns Belebung und Attraktivität, Einzelhändler erhoffen sich gute Umsätze, Eigentümer verlässliche Mieten. Mit einem neuen Bodenbelag ist in der Fußgängerzone zwar die Optik aufgewertet. Lebendiger ist damit aber noch nichts geworden. Das hat keinen Leerstand beseitigt und das Angebot nicht erweitert.
Meine Damen und Herren, liebe Tauberbischofsheimer, wir müssen miteinander sprechen: Stadt, Eigentümer, Händler, aber auch Kunden, Kreative, Vereine und Kulturschaffende. Und wir müssen gemeinsam anpacken.Nur im Miteinander haben wir es in der Hand etwas zu bewegen. Dafür will ich sie gewinnen und als Moderatorin, Motivatorin und Impulsgeberin tätig werden. Was dabei herauskommt? Wir werden sehen. Ich bin überzeugt, es wird sich lohnen! In anderen Städten in ähnlicher Größe gibt es durchaus erfolgreiche Beispiele. Weiter wie bisher ist jedenfalls nicht die Alternative.
Oder das Beispiel Hallenbad. Da wird in meinen Augen entweder rumgeeiert oder das Blaue vom Himmel versprochen. Eigentlich kann man ja gar nicht dagegen sein. Klar ist aber auch: umsonst wird es das nicht geben und das Geld fällt nicht vom Himmel. Also müssen wir diese Diskussion als Stadt – wir alle – ganz offen und ehrlich führen: was ist uns ein Hallenbad wert und wo holen wir das Geld dafür her? Worauf wären wir bereit zu verzichten? Wie setzen wir ggf. Prioritäten neu? Und wenn wir alle Fakten transparent auf dem Tisch haben, kann entschieden werden – im Stadtrat oder auch in einem Bürgerentscheid. Die Schweiz macht das sehr gut: intensiv diskutieren, entscheiden, umsetzten und dann aber auch nicht nachkarten. Diese Entscheidungskultur mit den Bürgern im Mittelpunkt wünsche ich uns auch.
Und noch ein drittes Beispiel für notwendige Veränderung. Vielleicht sogar das drastischste: Unsere Ortschaften. Sie verdienen mehr Wertschätzung. Da liegt so viel Eigenleistung und Engagement. Da wird im Ehrenamt so gigantisch viel geleistet. Da ist es doch nur sinnvoll, den Ortschaften auch mehr Gestaltungsspielräume zu geben. Eigene Budgets, eigene Prioritäten. Damit sich der Nachholbedarf – nicht nur bei Straßen und Gehwegen möglichst bald aufholen lässt.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich will heute Abend ganz bewusst kein Feuerwerk von Investitions- oder Bauvorhaben abbrennen, die ich im Falle meiner Wahl umsetzen wollte. Eine konstante und zukunftsorientierte Bautätigkeit ist für mich eigentlich selbstverständlich. Mir ist es viel wichtiger Ihnen zu sagen, dass es mit mir eine andere Herangehensweise an die Herausforderungen der Zukunft geben wird.
Ich bewerbe mich nicht für eine Stelle im Rathaus, sondern um eine Aufgabe mit den Menschen und für die Menschen dieser Stadt. Dafür bitte ich Sie um Ihre Unterstützung und Ihre Stimme. Vielen herzlichen Dank!
Schlusswort:
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger von Tauberbischofsheim, Dienstadt, Distelhausen, Dittigheim, Dittwar, Hochhausen und Impfingen, Sie haben lange ausgehalten, darum mache ich es kurz.
Ich würde mich sehr freuen, wenn ich Sie mit meinem Angebot für eine moderne, bürgerfreundliche und gleichzeitig fachkompetente, verlässliche Politik des Miteinanders begeistern konnte.
Bitte nutzen Sie Ihre Stimme, um etwas für unsere Stadt Tauberbischofsheim zu bewegen, um etwas in dieser Stadt zu verändern, um neuen Ideen und Impulsen eine Chance zu geben. Auch wenn viele von Ihnen mit einem zweiten Wahlgang rechnen – bitte verschieben Sie Ihre Entscheidung nicht. Am 30. Juni gilt’s! Sie haben es in der Hand! Kommen Sie gut nach Hause! Herzlichen Dank!